Sehnerv-Erkrankungen

10.09.2022
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Der Sehnerv

Der Sehnerv verbindet das Auge mit dem Gehirn und hat somit eine zentrale Aufgabe in der Erhaltung der Sehfunktion. Viele Erkrankungen können Schäden am Sehnerv zur Folge haben. Die häufigsten Ursachen sind hierbei Durchblutungsstörungen oder Druckanstieg (Grüner Star). Werden die Erkrankungen früh erkannt, so können irreversible Folgeschäden in aller Regel vermieden werden.

Wie kommt es zu einem Sehnerv-Schaden?

Es gibt diverse Ursachen für eine Pathologie am Sehnerv. Das Spektrum reicht von angeborenen Missbildungen über Tumore, Medikamente, Trauma, Entzündung bis hin zu anderen Augenkrankheiten, wie zum Beispiel der Grüne Star (Glaukom), welche sekundär einen Sehnerv-Schaden zur Folge haben können. Die häufigsten Gründe werden nachfolgend erläutert.

Opticus-Neuritis – Entzündung des Sehnervs

Die Entzündung des Sehnerves, in der Fachsprache Opticus-Neuritis oder neuritis nervi optici genannt, tritt in der Regel zwischen dem 18. Und 50. Lebensjahr auf. Die Ursache und Entstehungsweise ist weitgehend unbekannt, man sollte jedoch die Multiple Sklerose in Betracht ziehen und unbedingt abklären. Die betroffenen Patienten leiden unter einer Sehminderung, Farbentsättigung (vor allem Rot) und einer schmerzhaften Augenbewegung. Die Symptome sind transient, das heisst sie bilden sich in der Regel von alleine zurück. Ist der hintere Teil des Sehnerves betroffen (Retrobulbärneuritis), so kann die Entzündung nicht mit einer Untersuchung des Augenhintergrundes diagnostiziert werden. Es sind andere bildgebende Verfahren notwendig.

Im Kindesalter ist eine Entzündung des Sehnervs ebenfalls möglich, die Ursache ist dann jedoch häufig infektiös. Dies kann in der Ophthalmoskopie diagnostiziert werden da hier die vorderen Abschnitte des Sehnervs auf dem Augenhintergrund betroffen sind. Der Facharzt sieht eine Papillenschwellung (Papillitis). Die Papillitis kann beim Erwachsenen bei einer Borreliose (durch Zecken übertragene Krankheit) vorkommen.

Anteriore ischämische Opticusneuropathie (AION) – eine Durchblutungsstörung des Sehnervs

Kommt es zu einem akuten Verschluss der Blutgefässe des Auges so kann der Sehnerv irreversibel geschädigt werden, da ohne Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr via das Blut die Neuronen des Sehnervs absterben. Da sich diese Zellen nicht neu bilden können ist im Extremfall die Erblindung die Folge. Der Augenarzt sieht in der Untersuchung eine blass geschwollene Sehnerv-Papille sowie kleine Einlutungen im Randbereich. Der Patient bemerkt lediglich eine starke schmerzlose Sehminderung und Einschränkung des Gesichtsfeldes. Die AION kann mit einem Schlaganfall verglichen werden, demzufolge sind auch die Ursachen und Risikofaktoren ähnlich bis gleich. Arteriosklerose oder Embolien aufgrund von Herzerkrankungen (Vorhofflimmern/Endokarditis) sind die häufigsten Gründe für eine AION. Auch die Arteriitis temporalis, eine autoimmune Gefässentzündung, kann eine AION hervorrufen. Die AION ist ein augenärztlicher Notfall und bedarf sofortiger Therapie.

Arteriitis temporalis – eine autoimmunologische Gefässentzündung

Bei der Arteriitis temporalis (Riesenzellarteriitis), handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Gefässentzündung (Vaskulitis) führt. Sehr häufig ist die Arteria temporalis, die Arterie der Schläfe, betroffen, daher ist sie auch namensgebend. In etwa 30% der Fälle sind auch die Augenarterien befallen und eine Sehminderung bis hin zur Erblindung kann die Folge sein. Der Patient leidet häufig an starken Kopfschmerzen sowie Kaubeschwerden (Claudicatio masseterica). In der körperlichen Untersuchung ist die Arteria temporalis schmerzhaft. Sind die Augen betroffen so sieht der Facharzt die Anzeichen der oben beschriebenen AION.
Die Behandlung ist notfallmässig indiziert und besteht in einer Kortison-Gabe.

Grüner Star (Glaukom)

Der grüne Star wird auch Glaukom genannt und ist die Folge eines pathologisch erhöhten Augendruckes. Durch diesen kann auch der Sehnerv, genauer die Papille, Schaden nehmen. Die Quetschungen der Nervenfasern durch den Druckanstieg beim Glaukom sind die häufigste Ursache für Sehnerv-Schäden. Diese sind potentiell irreversibel und es bedarf einer sofortigen Therapie. Der Patient bemerkt eine Sehminderung sowie einen Gesichtsfeldausfall. Insbesondere der Glaukomanfall ist eine augenärztliche Notfallsituation und darf nicht verpasst werden.

Sehnerv-Atrophie

Die Sehnerv-Atrophie (Opticusatrophie) bezeichnet den irreversiblen Gewebeschwund des Nervus opticus (Sehnerv). Man unterscheidet die primäre Form, bedingt durch eine angeborene Fehlfunktion, von der sekundären Form. Bei letzterer sind andere Erkrankungen oder mechanische Faktoren ursächlich. Mögliche Faktoren sind hier aufgelistet:

  • Druck auf den Sehnerv → Druckatrophie

  • Grüner Star (Glaukom) → Druckatrophie

  • Durchblutungsstörungen (zum Beispiel AION)

  • Entzündungen (zum Beispiel Arteriitis temporalis)

  • Intoxikationen (Medikamente, Drogen etc.)

Die Symptome sind die Visusminderung und Gesichtsfeldausfälle, die je nach Ursache plötzlich oder progredient auftreten. Ist eine Atrophie bei der Diagnose bereits vorhanden gestaltet sich die Therapie schwierig, da sich die Neuronen des Sehnervs nicht regenerieren. Die Erkrankung sollte also möglichst im Frühstadium erkannt werden.

Tumoren

Tumoren des Sehnerves sind eher selten. Man unterscheidet das Opticusscheidenmeningeom (ausgehend von der Hirnhaut um den Sehnerv) vom Opticusgliom (ausgehend von den Gliazellen). Die Tumoren sind in aller Regel gutartig und führen nur durch Druck auf den Sehnerven zu Symptomen, welche jedoch bis hin zur Erblindung reichen können. Leider kann auch durch eine Operation die Sehkraft nicht wiedererlangt werden, weshalb die chirurgische Therapie nur indiziert ist, wenn sich der Tumor auf angrenzende Hirnareale ausbreitet.
Auch Tumoren von Hirnarealen in der Nachbarschaft der Sehbahn können zu Sehminderungen führen. So drückt zum Beispiel ein Hypophysentumor (Tumor der Hirnanhangsdrüse) auf das Chiasma opticum, der Kreuzung der Sehnervenfasern im Gehirn.

Untersuchung des Sehnervs

Der Augenarzt kann mit Hilfe der Spaltlampe die Sehnerv-Pupille auf dem Augenhintergrund begutachten. Nicht bei allen Sehnerv-Erkrankungen ist jedoch dieser Teil betroffen weshalb gegebenenfalls weitere bildgebende Verfahren zur Diagnostik notwendig sind. Die Testung der Sehschärfe (Visus), des Gesichtsfeldes, des Farbsehens, des Augendruckes sowie der Pupillenreaktion kann Aufschluss auf die Pathogenese einer Krankheit geben. In einzelnen Fällen ist eine zusätzliche Untersuchung durch einen Neurologen notwendig.

Fazit

Erkrankungen des Sehnervs können gravierende Spätfolgen bis hin zur Erblindung haben. Eine Früherkennung ist deshalb zentral um den Schaden möglichst begrenzt zu halten. Kardinalsymptome eines Opticus-Schadens ist die Sehminderung (je nach Ursache akut oder progredient), sowie Gesichtsfeldausfälle (Skotome).
Sollten Sie an Augenbeschwerden leiden oder schon lange keine Kontrolluntersuchung mehr durchgeführt haben, so vereinbaren Sie heute noch einen Termin bei Ihrem Augenarzt in Zürich Wetzikon.